Gekrönte Poeten

[459] Gekrönte Poeten. Wir finden sie zuerst bei den Griechen, welche in den öffentlichen Wettstreiten die vorzüglichen vaterländischen Dichter mit dem ehrenvollen Beifallszeichen des Lorberkranzes beschenkten. Der Römische Kaiser Domitianus ahmte diese Sitte nach, und krönte in den feierlichen Spielen, die er halten ließ, die ausgezeichnetsten Redner und Dichter mit eigner Hand. Schon längst war dieser Gebrauch in Vergessenheit gerathen, als man denselben in Italien, wo die Dichtkunst schon im 13. und 14. Jahrhundert von neuen in großen Flor kam, wieder hervorsuchte, und die Dichter nach angestellter Prüfung mit einem Lorberkranze öffentlich krönte. Die gekrönten Dichter hießen poetae laureati (mit einem Lorberkranz versehene Dichter); und die berühmte Krönung des großen Petrarcha, die 1341 nach dreitägiger Prüfung auf dem Capitol unter den größten Feierlichkeiten geschah, erweckte große Nacheiferung. Auch die Deutschen Kaiser krönten nachher die berühmtesten Dichter, und behielten sich das Recht dieser Krönung als ein Reservatrecht (d. h. welches sie nur allein ausüben konnten) vor, Der erste, der dieses that, war Friedrich III. (Andre nennen ihn den IV.). Nachdem er schon längst vorher seinem Kanzler Aeneas Sylvius einen Lorberkranz geschenkt hatte, machte er den berühmten Conrad Celtes zum ersten kaiserlichen gekrönten Poeten. Uebrigens findet man späterhin, bis tief in das gegenwärtige Jahrhundert hinein, außerordentlich viele gekrönte Dichter und Dichterinnen. Diese Herabwürdigung einer nur selten zu ertheilenden Ehre hat endlich aufgehört; und die Würde eines gekrönten Poeten ist mit Recht in Vergessenheit und Verachtung gekommen, zumahl da die kaiserlichen Pfalgrafen (s. diesen Art.) die Zahl derselben ganz zur Ungebühr überhäuft hatten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 459.
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