Nieren

[291] Nieren heißen zwei drüsige, zur Absonderung des Urins bestimmte Eingeweide des Unterleibes, welche außerhalb des Bauchfelles inmitten einer ziemlichen Menge Zell- und Fettgewebe zu beiden Seiten der Wirbelsäule in gleicher Höhe mit den beiden letzten Rücken- und den beiden ersten Lendenwirbeln liegen. Ihre Oberfläche ist dunkelroth, ja fast braunroth gefärbt, sie sind bohnenförmig gestaltet und bei Erwachsenen ungefähr vier Zoll lang, zwei Zoll breit und höchstens einen Zoll dick. Ihr Gewebe läßt eine doppelte Substanz, eine oberflächliche, bräunlichrothe, vorzüglich aus verwickelten Blutgefäßen bestehende sogenannte Rindensubstanz, in welcher der Urin aus dem Blute geschieden wird, und eine mehr nach innen gelegene, blaßröthliche, röhrige, markige, aus kegelförmigen Bündeln bestehende wahrnehmen, die sich in die sogenannten Nierenwärzchen endigen; diese werden nicht von der Rindensubstanz, sondern von häutigen, Nierenkelche genannten, Röhren umgeben, welche sich wieder zu einer sackförmigen Erweiterung, dem sogenannten Nierenbecken, vereinigen. Von hier aus führt ein häutiger Kanal, der sogenannte Harnleiter, den im Gewebe der Nieren abgesonderten Harn seinerseits in die Harnblase, von wo dann derselbe durch die Harnröhre aus dem Körper geschafft wird. Die Nieren können mancherlei Bildungsfehler darbieten; zuweilen ist die eine größer als die andere, ja in außerordentlichen Fällen kommt es wol vor, daß eine oder beide Nieren gänzlich fehlen; sie können aber auch der Sitz mannichfaltiger Krankheitszustände werden, namentlich sich entzünden und in Folge davon vereitern, verhärten oder brandig werden, oder es scheiden sich in ihnen die erdigen Stoffe aus dem Urine, wodurch zur Entstehung steiniger Bildungen, sogenannter Nierensteine, Veranlassung gegeben wird, die dann wieder die Quelle unsäglicher Leiden sind.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 291.
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