Dritte Szene

[643] Ebendaselbst, ein Park im Schloß.


Drei Mörder treten auf.


ERSTER MÖRDER.

Wer aber hieß dich zu uns stoßen?

DRITTER MÖRDER.

Macbeth.

ZWEITER MÖRDER.

Man braucht ihm nicht zu mißtraun; denn er kennt

Unser Geschäft, das man uns aufgetragen,

Und weiß genau Bescheid.

ERSTER MÖRDER.

So bleib' bei uns!

Der West glimmt noch von schwachen Tagesstreifen:[643]

Der Reiter spornt nun eil'ger durch die Dämm'rung,

Zur Schenke noch zu kommen; und schon naht

Der, den wir hier erwarten.

DRITTER MÖRDER.

Pferde! – Horcht!

BANQUO hinter der Szene.

Heda! Bringt Licht!

ZWEITER MÖRDER.

Er muß es sein; die andern,

Die noch erwartet wurden, sind schon alle

Im Schloß.

ERSTER MÖRDER.

Die Pferde machen einen Umweg.

DRITTER MÖRDER.

Fast eine Meile; und er geht gewöhnlich,

Wie jeder tut, von hier bis an das Schloßtor

Zu Fuß.


Banquo und Fleance treten auf, ein Diener mit einer Fackel voran.


ZWEITER MÖRDER.

Ein Licht!

DRITTER MÖRDER.

Er ist es.

ERSTER MÖRDER.

Macht euch dran!

BANQUO.

's kommt Regen noch zur Nacht.

ERSTER MÖRDER.

So mag er fallen!


Ersticht Banquo.


BANQUO.

Weh mir! Verrat! Flieh', guter Fleance, flieh', flieh'!

Du kannst mein Rächer sein. – O Sklave! –


Banquo stirbt. Fleance und der Diener fliehn.


DRITTER MÖRDER.

Wer schlug das Licht aus?

ERSTER MÖRDER.

War's nicht wohl getan?

DRITTER MÖRDER.

Nur einer liegt; der Sohn entfloh.

ZWEITER MÖRDER.

So ist

Die beste Hälfte unsrer Müh' verloren.

ERSTER MÖRDER.

Gut, gehn wir denn und melden, was getan.


Sie gehn ab.


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 4, Berlin: Aufbau, 1975, S. 643-644.
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