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[86] Ein Anhänger:
Befrag' ich wohl den reich beratnen Denker,
Der hingelangt, erloschen, still in sich steht:
Entflohn dem Hause, Wünschen abgewandt,
Wie mag vollkommen durch die Welt man wandern hin?
Der Herr:
Bei wem Gebete nicht mehr keimen auf,
Entwurzelt Träume sind und Scheingesichte:
Gebeten so wie Flüchen fern entkehrt
Vollkommen durch die Welt man wandern mag.
361
Empfinden will er keine Menschenlust,
Empfangen auch kein Götterglück, der Mönch,
Hat überstanden Dasein, kennt die Satzung:
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
Gelassen hat er hinter sich das Lästern,
Mag Harm und Habsucht missen gern, der Mönch:
Genügen, Mißgenügen fern entkehrt
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
Genehm und Ungenehm wer meiden kann
Ist ohne Hangen nirgend wieder eingepflanzt:
Entfesselt aus dem Fesselwerk
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
[87] 364
Bei keinem Haften hat er Halt gefaßt,
Bei Gaben mag er Wunschbegier verwinden:
Uneingepflanzt und andern unerspähbar
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
365
In Worten, in Gedanken und in Werken
Unwendbar, echt erfand er so die Satzung:
Die Spur erspähend wo der Wahn erlischt
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
366
›Man grüßt mich‹, wer es merkt und nicht vergnügt wird,
Und nicht verschüchtert, ist er ausgescholten,
Geatzt von andern unverblendet bleibt:
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
367
Begierde nicht, Genusse nicht geneigt,
Nie trennen und nie binden wieder mag der Mönch:
Nie Frage mehr erfragen, heil im Herzen,
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
Sich selber was er gleich erfunden hat,
Nicht irgend mag verwunden hier der Mönch:
Gewiß bewährte Satzung, wer sie fand,
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
369
Bei wem da jedes Angewöhnen schwand,
Von Grund aus Übel wer entwurzelt hat,
Von Hoffen heil ist, nicht mehr hoffen kann,
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
370
Versiegten Wahnes, ohne Dünkeltum,
Entgangen gänzlich aller Reize Spur:
Besänftigt wer erloschen in sich steht,
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
[88] 371
Wer Zuversicht, Erfahrung, Einkehr übt,
Gesellter Sippe kein Geselle mehr,
Als Weiser Gier und Haß verwand und Widerspruch,
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
372
Der helle Sieger, der den Schleier hob,
Der Dinge Herr, Gebieter, unverstört:
Wer Unterschiede witzig enden weiß,
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
Vergangnen Zeiten, Zeiten künftighin,
Entgangen Zwecken, überhell geklärt,
Von allen Reichen lauter abgelöst
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
374
Den Pfad erfand er, sah die Satzung wohl,
Verborgnes offenbar, geschwunden war der Wahn:
Weil nun kein Haften je mehr hemmen kann,
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
Der Anhänger:
375
Ach wahrlich ja, o Herr, so ist es wirklich!
Wer also da verweilt als Mönch besänftigt,
Von allen Fesseln wer sich losgewunden,
Vollkommen durch die Welt er wandern mag.
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