Das aufgeregte, schwanke Herz,
Das schwer sich festigt, schwer gehorcht,
Vom Weisen wird es schlicht gemacht,
Wie Pfeilholz von des Bogners Hand.
34
Wie Fischlein aus der Wasserflut
Gelockt, geschleudert auf das Land:
So zuckt und zappelt dieses Herz
In Todesangst und Todesfurcht.
35
Des raschen, schwer bezwingbaren,
Des ungezügelt schweifenden,
Des wilden Herzens Bändigung
Ist gut: gebändigt wirkt es Heil.
36
Das äußerst schwer ergründliche,
Das heimlich tief verborgene,
Das jedem Wunsch gefüge Herz,
Das, Weise, habet wohl in Acht:
Das wohlgewahrte wirket Heil.
37
Weit wandert, einsam schweift es hin,
Das Körperlose, Innerste,
Das Herz – wer das bezwingen kann,
Entkommt aus diesem Todesreich.
[626] 38
Das unstete, zerstreute Herz,
Der wahren Lehre unkundig,
Das flatterhaft befriedigte,
Das reift zur Weisheit nicht heran.
39
Geklärt von Herzens Glutenstrom,
Befreit von Geistes Ungestüm,
Dem Guten und dem Bösen fern,
Kein Fürchten kennt der Wachende.
40
Dem irdnen Krug vergleiche diesen Körper,
Worin dein Herz als Festung du verteidigst;
Zertriff den Tod mit vollem Weisheitstrahle
Und hüte den Besiegten, sei unnahbar.
41
Gar bald wird dieser Körper da
Am Boden liegen, unbewußt,
Der elende, erbärmliche,
Gleich unnützbaren Abfällen.
42
Was Feind dem Feinde tuen kann,
Was Haß dem Haß erdenken mag:
Das schlechtem Sinn ergebne Herz
Fügt Schlimmeres dem Eigner zu.
Was Vater und was Mutter auch,
Was auch Verwandte, Freunde tun:
Das rechtem Sinn ergebne Herz
Fügt Besseres dem Eigner zu.
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