Dritter Teil

Uttaro (II)

[317] 161

Die Teile hab' ich durchgedacht,

Den Durst nach Dasein ausgedarrt:

Vollendet hab' ich waches Werk,

Verödet was da Wähnen war.


162

Und weil ich seh' die Teile durch,

Und weil der Kitt geborsten ist,

Und weil Erweckung ward erlernt:

Erlösch' ich sicher, wahnversiegt.


Bhaddaji

[317] 163 · 164

Panādo hieß der Kaiserherr,

Der goldne Burgen einst gebaut,

Mit sechzehn Sälen, Tor an Tor,

Auf tausend Erkern tausendfach,

Das Banner tausend Bogen hoch,

Mit hundert Wimpeln, goldgewirkt:

Und Engelelfen tanzten da,

Sechstausend ihrer siebenmal.


Sobhito

165

Bedachtsam, deutlich abgeklärt,

Als Mönch ermuntert, machtbegabt,

Hab' zweier tausend Welten mich

In einer Nacht erinnert neu.


166

Der Einsicht Pfeiler pfählt' ich fest,

Acht Stufen stieg ich still empor,

Hab' zweier tausend Welten mich

In einer Nacht erinnert neu.


Valliyo (III)

167

Was kühner Kampf, was Mut vermag,

Und was da wach den Menschen weckt,

Ich will es wirken unverwandt:

O sieh' mich sehnen, kämpfen kühn!


168

O zeige du den Weg mir an,

Die Furt aus arger Todesmacht:

Und schweigend werd' ich schweifen hin,

Gleichwie der Ganges hin zum Meer.


Vītasoko

[318] 169

»Die Locken will ich abgerauft!«

Ich rief es laut, der Bader kam:

Ich nahm den Spiegel dann zur Hand

Und sah hinein und sah mich recht.


170

Und leer gewahrt' ich diesen Leib,

Mein Dünkel wich in dumpfe Nacht:

Und alle Locken sind gelöst,

Und nimmer gibt es Wiedersein.


Puṇṇamāso (II)

172 · 172

Das Fünferhemmnis war gefällt,

Der Weg zum Heile offenbar;

Da späht' ich in den Spiegel hin

Der Wahrheit, wollte wissend sein,

Und sah mir diesen Körper an,

Von außen recht, von innen recht:

Und beides war da bald gesehn,

Wie leer der Leib ist überall!


Nandako(I)

173

Gleichwie der edle Büffelstier,

Zu Boden stürzend, bald ersteht,

Und also mächtig aufgemischt

Am Joche desto jäher zieht:


174

So mögt ihr mich, der sicher sieht,

Des wachen Meisters Jünger ist,

Als Edelstier betrachten, traun,

Den Sohn des Siegers, echt von Art.


Bharato

[319] 175

O komme, Bruder, lass' uns gehn

Zum Lehrer, frohen Löwenruf

Ihm rufen zu, geziemend recht,

Den größten Sieger grüßen so:


176

»Warum der Meister mitleidvoll

Als Jünger uns genommen auf,

Der Grund, er ist ergründet nun,

Denn alle Bande sind zersprengt.«


Bhāradvājo(I)

177

Der Ruf der Weisen donnert laut

Wie Löwenruf im Felsentor,

Der Heldenruf, der Herrenruf

Erlöster über Todeslist.


178

Dem Lehrer hab' ich wohl gedient,

Sein Wort gepriesen, seine Zucht;

Geborgen bin ich, reich belohnt:

Den Sohn gewahr' ich wahnversiegt.


Kaṇhadinno

179

Die Edlen hab' ich hoch verehrt,

Gehört die Wahrheit oft und oft:

Erfahren bin ich, bahne mir

Die Furt aus arger Todesmacht.


180

Der Durst nach Dasein, der ist ausgetilgt,

Und nimmer wieder wird er wachsen je:

Gewesen nimmer, nimmer wieder neu,

Vollkommen aufgelöst in Ewigkeit.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 317-320.
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