Gemein

1. Allzu gemein macht klein.Kirchhofer, 234.


2. Allzu gemein macht veracht.Henisch, 46, 51; Petri, I, 9; Sailer, 114.


3. Das Gemein, das Unrein.


4. Die sich gar gemein macht, verlihret jhr credit.Lehmann, 411, 6.


5. Es ist gemein, dass kein Unfall kommt allein.


6. Es ist gemein, dass man aus alten Lumpen einen neuen Rock macht.


7. Es ist ietzund gar gemein, dass mann ein Original in höchsten ehren hat, vnd die Copey verbrennt.Lehmann, 864, 22.

D.i. »die Herrn, deren Laster man beschreibt, betet man an, die Bücher vnd deren Autores werden verdampt.«


8. Es ist nichts so gemein, als falsche Wort im guten Schein.Lehmann, 334, 29.


9. Es ist nun worden gar gemein, dass die Fraw Herr im Hauss wil seyn.Henisch, 1197, 43; Petri, II, 339.

10. Gar zu gemein, ist selten rein.Pistor., IX, 70.


11. Gemein ist nicht rein.Lehmann, 259, 4.


12. Gemein ist selten ein; allein mein oder lass gar sein.Eisenhart, 398; Pistor., I, 31; Körte, 2001a; Eiselein, 224; Simrock, 3380.

Gemeinschaftlicher Besitz einer Sache führt in der Regel zu Uneinigkeit.


13. Gemein mit wenigen und freundlich mit allen.

Frz.: Sois familier à peu, ami à tous. (Kritzinger, 302b.)


14. Gemeyn ist vnreyn.Franck, I, 87b; Gruter, I, 43; Petri, II, 333; Eiselein, 225; Sailer, 70; Simrock, 3381.


[1543] 15. Gemeyn ward nie reyn.Franck, I, 85a; Kirchhofer, 183; Körte, 2002.


16. Mach' dich nicht gemein, willst du werth gehalten sein.Gaal, 670.

Lat.: Conditus in palea, a stupido comedetur asello. (Gaal, 670; Philippi, I, 88.)


17. Was gemein ist, ist auch eigen.Graf, 487, 25; Petri, II, 595.

Um das Gemeingut hat jedes Mitglied der betreffenden Gesellschaft ein Anrecht.

Mhd.: Was gemeyn ist, das ist eygen ouch. (Brandt, Nsch.)

Dän.: Det er godt for menigheden at ingen misbruger sit egit. (Prov. dan., 413.)


18. Was gemein ist, wird bald veracht't.Lehmann, 260, 43; Petri, II, 595; Heuseler, 364.


19. Was gemein wird, gilt nimmer, wenn's noch so köstlich wär'.Heuseler, 364.


20. Was man ins Gemein sagt, ist niemand gesagt.Chemnitius, II, 137.

Es nimmt sich dessen niemand an.


21. Wer gemein ist, flucht in gestickten Stoffen.


22. Wer gemein sich macht, wird dadurch veracht't.Gaal, 670.

Engl.: Too much familiarity breeds contempt. (Gaal, 670.)

Frz.: La familiarité engendre le mépris. (Gaal, 670.)


23. Wer sich macht gemein, hat kleinen Schein.


24. Wer sich zu sehr gemein macht, der verleuret sein ansehen.Lehmann, 772, 9.


25. Wo man sich macht gemein, da wirdt die Freundtschafft klein.Henisch, 1485, 44.


26. Zu gemein macht klein.

Die Neger in Surinam sagen in dieser Beziehung warnend: Wenn du mit Negerkindern Kaffee trinkst und sie begegnen dir nachher auf der Strasse, so nennen sie dich Kaffeepapa. (Reinsberg III, 146.)


*27. Dat is so gemeen as Kattenflesk, dat kruppt vun sik sülfst in de Pott.


*28. Dat is so gemên asse Strâtendrek. (Osnabrück.)


*29. Es ist so gemein wie Corduanisch Schuhe. Lehmann, 260, 42.


*30. Es ist yhm also gemeyn vnd leufftig1 wie das Vatervnser.Agricola I, 16.

1)Bekannt und allverbreitet.


*31. Gemein, wie bei den Schwalben der Haberbrei.Parömiakon, 3187.


*32. Gemein, wie das Hutabziehen vor den (vor drei) stolzen Bawern.Lehmann, 261, 50.


*33. Sie haben's gemein, wie die ersten Christen.Kirchhofer, 336.


[1544]

34. Das gemein ist reyn, das dein vnd mein ist unrein.

»Aber auss vnserer verkerten art ist's geschehen, das jetzt dz rein gemeyn, von jederman vnreyn wird gescholten, also, dass aller menschen reyn ist, das gemein ist vnrein, gemeyn ward nie rein.« (Franck, Paradoxa, 92a.)


35. Es ist jetzunder gar gemein, Betriegen unter Freundschaftsschein.

Lat.: Tuta frequensque via est, per amici fallere nomen, tuta frequensque licet sit via, crimen habet. (Ovid.) (Philippi, II, 228.)


36. Wer sich zu gemein macht, dem kommt alles in den Garten und holt sich Petersilien für seine Suppen.Auerbach, Neues Leben, II, 261.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der Weg ins Freie. Roman

Der Weg ins Freie. Roman

Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.

286 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon