2

[367] Hermanns Zelt

Hermann und die Herzoge der Engerer, Ravensberger, Harzer u.a.m.


HERMANN. Dank' euch, ihr habt mit euren Völkern brav geholfen und gekämpft, und erfreut mich jetzt durch euren Besuch. Treiben wir es morgen so weiter, so sind die Legionen tot oder fallen abends den Chatten als Gefangene lebendig in die Hände.

DER HERZOG DES HARZES. Die Chatten sollen wenig von ihnen und ihren Knochen abbekommen.

HERMANN. Dann müssen wir früh auf sein; die Chatten sind gewaltig gierig nach Beute und nach Ruhm, und lauern schon im Südwest. – Hier ist fast alles versammelt, was Deutschland Edles und Großes hat! Soll denn immer erst eine Not wie die jetzige es bewirken, daß wir uns vereinen? Wärs nicht besser, wir täten es von selbst, und lebten auch im Frieden unter einem gemeinschaftlichen Oberhaupt?

DER HERZOG DER ENGERER. So daß du uns der Knoten im Haar oder eine Art König würdest?

HERMANN. Nein. Jeden, den ihr wählt, erkenn ich als meinen Herrn.

DER RAVENSBERGER HERZOG. Du weißt recht gut, daß man dich wählen würde.

HERMANN. Lassen wir es gut sein. Seien wir Freunde und so kämpfen wir vom nächsten Sonnenaufgang an mit dem Feinde wie gestern und heut. Das Andere und Klügere bleibt ohnehin nicht aus, – Für sich. nach Jahrtausenden, wenn wir und unsre Urenkel tot sind, ists da.

– Verteilt euch rings mit euren Scharen um die Römer und seid des zeitigen Aufbruchs gewärtig. Gute Nacht![367]


Quelle:
Christian Dietrich Grabbe: Werke und Briefe. Band 3, Emsdetten 1960–1970, S. 367-368.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Hermannsschlacht
Die Hermannsschlacht