Kalckreuth

[232] Kalckreuth, altes, in Preußisch Schlesien angesessenes, der Evangelischen Confession folgendes Geschlecht, welches 1786 mit der Grafenwürde beliehen wurde, blüht jetzt in zwei, von den beiden Söhnen des 1739 verstorbenen Hans Ernst von K. gestifteten Linien: A) Die Hans Emilsche Linie auf Siegersdorf, gestiftet von Hans Ernst, jetziger Chef: 1) Graf Alfred, Sohn des 1851 verstorbenen Grafen Alfred, geb. 7. Februar 1845. B) Die Friedrich Adolfsche Linie, Stifter: 2) Graf Friedrich Adolf, geb. 1737 in Sangerhausen; kam 1751 als Junker in die preußische Garde du Corps, war im Siebenjährigen Kriege Adjutant des Prinzen Heinrich, zu dessen Sieg bei Freiberg (1762) er besonders beitrug, wurde 1762 Major, stieg bis zum General u. wurde 1786 Graf. 1793 eroberte er Mainz, vertrieb die Franzosen aus Zweibrücken u. drang bis Saarlouis vor. Ende 1795 befehligte er in Pommern u. wurde 1806 Gouverneur von Thorn u. Danzig u. Generalinspector der Cavallerie. Im October befehligte er das Reservecorps der Armee des Königs u. focht mit demselben bei Auerstädt. Er vertheidigte hierauf 1807 Danzig, doch zwang ihn bes. Mangel an Munition zur Capitulation; den 25. Juni 1807 schloß er in Tilsit mit Berthier den Wafsenstillstånd u. am 9. Juli, nebst Golz, den Frieden zwischen Preußen u. Frankreich mit Talleyrand ab u. wurde Feldmarschall. Im Januar 1810 wurde K. Gouverneur von Berlin u. überbrachte später die Glückwünsche seines Hofes zu Napoleons zweiter Vermählung. 1813 war er Gouverneur von Breslau u. 1814 von Berlin u. st. dort 1818. Die Paroles du Feldmaréchal K. gab sein Sohn, Par. 1844, heraus. Jetziger Chef dieser Linie ist: 3) Graf Stanislaus, Enkel des Vor., Sohn des 1857 verstorbenen Grafen Wilhelm, geb. 25. Dec. 1825, preußischer Lieutenant a. D. u. Professor der Landschaftsmalerei, vermählt mit Anna Eleonore geb. Cauer. 4) Graf Friedrich, Sohn von K. 2), geb. 1790 in Pasewalk, privatisirte in Dresden, st. 1847 in Berlin u. schr.: Die Ahnen von Brandenburg, Berl. 1813; Bundesblüthen, ebd. 1816 (mit G. Gr. von Blankensee, W. Hensel, W. Müller u. W. von Studtnitz); Gedichte, ebd. 1823; Dramat. Dichtungen, Lpz. 1824, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 232.
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