Laterān

[142] Laterān, 1) Platz in Rom, so genannt nach der Familie Lateranus, welcher der Platz mit seinen Gebäuden zur Zeit Nero's gehörte; nach der Hinrichtung des letzten Besitzers, Plautius Lateranus, eignete sich Nero den Platz zu, u. derselbe blieb kaiserliches Eigenthum bis zur Zeit Constantins d. Gr.; 2) Palast auf dem Lateranplatze (Domus Lateranorum), welchen Constantin d. Gr. dem Papste Sylvester geschenkt haben soll; liegt auf dem linken Tiberufer dicht an der Stadtmauer. Hier hatten die Päpste bis zur Verlegung des Römischen Stuhls nach Avignon ihren Sitz. Bei Gregors XI. Rückkehr nach Rom war der Lateranische Palast fast gänzlich verfallen, u. deshalb bewohnte dieser u. seit ihm alle Päpste den Vatican u. den Quirinal. Der Lateran brannte ab, u. Sixtus V. ließ durch Domenico Fontana einen neuen Palast bauen. Es finden sich gute Gemälde u. Sculpturen, auch die Capella Sanctorum, die Hauskapelle der Päpste, vom Jahre 383 u. um 1290 von Nicolaus I II. neu erbaut, in demselben. Innocenz XII. bestimmte ihn zu einem Hospital für arme Waisenmädchen (Ospicio Apostolico) u. vermachte dazu 30,000 Scudi; 3) die von Constantin in diesem Palaste erbaute Kirche des St. Johannes vom Lateran, die bischöfliche Kirche des Papstes (daher an ihrer Hauptpforte die Inschrift: Omnium urbis et orbis ecclesiarum mater et caput), an ihr der Balcon, von welchem herab der Papst das Volk segnet. An ihrem Hauptaltar, in welchem sich ein hölzerner Altar befindet, an dem Petrus Messe gelesen haben soll, darf nur der Papst auftreten. Sie enthält zugleich die berühmte Sella stercoraria. Durch eine feierliche Procession zu Pferde (Cavalcate) nimmt jeder Papst von dieser Kirche Besitz; 4) eine Kapelle auf dem besagten Platze, welche die Treppe (Santa scala) aus dem Hause des Pilatus, auf welcher die Religiosen knieend hinauf rutschen müssen, enthalten soll; 5) die von Constantin erbaute Kapelle S. Giovanne in fonte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 142.
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