Bitte

Bitte (s. Bede).


1. Auch einer ungerechten Bitte muss man das Ohr nicht versagen.

It.: A prieghi ingiusti la clemenza è sorda. (Pazzaglia, 54.)


2. Auf eine dumme Bitte gehört keine Antwort.

Frz.: A sotte demande, point de réponse.

It.: A preghiere ingiuste sorde orecchie. (Pazzaglia, 294.)


3. Die Bitte ist heiss, der Dank kalt.Simrock, 1111; Eiselein, 81.

»Die Bitt seind gantz hitzig, die Dancksagung ist kalt.« (Henisch, 400.)


4. Die Bitten grosser Herren sind Befehl.Pistor., II, 92.


5. Die erste Bitte muss man niemand abschlagen. Pistor., II, 91; Simrock, 1114.


6. Eine Bitte glimpflich abschlagen, heisst auch eine Wohlthat erzeigen.Philippi, II, 82; Seybold, 427.


7. Fründlich Bär1 finnt fründlich Stär2. (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 9.

1) Bitte.

2) Stätte.


8. Heisse Bitte, kalter Dank.Steiger, 289; Körte, 633.


9. 'Ne fründlich Bär: »Morer1 leent mi juuch2 Dochter up 'ne Nacht (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 10.

1) Mutter.

2) Euere.


10. Schnelle Bitte, langsame Antwort.


11. Viel Bitte gehet in einen Sack.Lehmann, II, 789, 56.


12. Was man mit Bitten kauft, hat man nicht umsonst. (S. Bittkauf.)

Lat.: Emere malo, quam rogare. (Cicero.) (Erasm., 293; Seybold, 145; Faselius, 75; Wiegand, 727; Binder I, 405; Philippi, I, 132.)


[388] 13. Wenn der Bittende nicht überlegt, so muss es der Gewährende thun.

Nicht jedes Gewähren ist Wohlthat.


14. Wie Bitte, so Gabe.

Oft, aber nicht immer.


*15. Er versteht unter der fünften Bitte des Vaterunsers den Wirth mit der Kreide.


*16. Sie ist aus der siebenten Bitte.Simrock, 9517; Körte, 637.

Von einem bösen Weibe oder einer leichten Dirne.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu10.

Dän.: Til hastig bön skal langsom svar. (Prov. dan., 85.)


zu11.

Holl.: Der bede gaet vele in dem sac. (Tunn., 8, 20.)

Lat.: Fert ut plebis fatur saccus quod quisque precatur. – Tu petis et rogito, saccus tamen est quasi virgo. (Fallersleben, 189.)


17. Bitte gebiert Sitte.Graf, S. 55.

Erst werden Dienste und Abgaben erbeten, dann als alter Brauch zur Pflicht.


18. Die Bitte durchdringt den Himmel.Frischbier, I, 4245.

Poln.: Prośba niebiosa przebija.


19. Eine Bitte ist frei, das Abschlagen auch.

Dän.: Den beder som vedtör, og vegrer som vil. (Prov. dan., 51.)


20. Was man mit Bitt erhelt, das ist thewer bezahlt.Lehmann, 914, 5; Petri, II, 603.


21. Was man ohne Bitte erhält, ist zwiefachen Dankes werth.

Dän.: Dat en faaer aden ben er doppelt tak vaerd. (Prov. dan., 85.)


*22. Aus der Bid än Trôch, aus dem Trôch än 't Schof, aus dem Schof än de Schöchtert. Schuster, 327.


*23. Dös muess de Butte binde(n). (Ulm.)


*24. Eine Bitte mit einem Korbe zurückschicken.

Sie abschlagen, einen Antrag zurückweisen. – Die alten Römer gebrauchten dafür das Wort: Nuncium remittere, das häufig in den Pandekten des Justinian, aber auch bei Cicero, Plautus u.a. in dem Sinne vorkommt, eine Bitte abschlagen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Naubert, Benedikte

Die Amtmannin von Hohenweiler

Die Amtmannin von Hohenweiler

Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.

270 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon